Den fast abgelaufenen Personalausweis verlängern, das Auto ummelden oder einen neuen Angelschein beantragen – für viele Dienstleistungen ist der Gang zur Behörde nötig. Egal, um welche öffentliche Dienstleistung es geht, oft sind lange Wartezeiten auf langen Fluren in Kauf zu nehmen. Doch auch die Digitalisierung hält zunehmend Einzug in deutsche Behörden und das E-Government ist auf dem Vormarsch. Das soll Erleichterungen, Zeit- und Kostenersparnis bringen. Doch längst nicht alle Regionen und Ämter sind auf dem gleichen Stand. Laut Onlinezugangsgesetz müssen 75 Prozent aller Verwaltungsleistungen bis zum Jahr 2022 online angeboten werden – ein ambitioniertes Ziel für die deutsche Verwaltungslandschaft.
Die gute Nachricht zuerst: Die deutsche Digitalisierung schreitet voran. Der Gesamt-Indexwert für die Digitalisierung lag im Jahr 2019 bei 67,6 Punkten. Somit ist der Wert seit 2017 um fünf Punkte gestiegen. Das geht aus dem „Deutschland-Index der Digitalisierung 2019“ hervor, den das Kompetenzzentrum Öffentliche IT von Fraunhofer FOKUS jetzt herausgegeben hat.
Treiber der Verbesserungen in den Ergebnissen waren demnach die Angebote der kommunalen Verwaltungen, unter die die Bürgerservices fallen, sowie die Bereiche Wirtschaft und Forschung. Allerdings sind nach wie vor große Abweichungen auf regionaler Ebene zu verzeichnen. Ähnliche digitale Verhältnisse in allen Bundesländern herzustellen, damit alle Bürgerinnen und Bürger den gleichen Zugang zu digitalen Bürgerservices haben, ist und bleibt eine große Herausforderung.
Formularübermittlung als Indikator
Fest steht: Digitale Verwaltung bzw. digitale Bürgerservices können erst dann ihre vollen Potenziale erschließen, wenn Bürgerinnen und Bürger einen Prozess vollständig digital abschließen können. Nur dann sparen diese sich den zeitraubenden Gang zum Amt. Dafür sind allerdings oft eine elektronische Übermittlung und eine digitale Signatur notwendig.
Vorreiter bei der digitalen Verwaltung sind die Bundesländer Bayern, Hessen und Hamburg. Dort übermitteln 19 bis 21 Prozent der Bürger Formulare online und ersparen sich somit den Gang zum Amt – zumindest bei ausgewählten Dienstleistungen. Zwar bieten inzwischen viele Behörden und Kommunen einzelne digitale Bürgerservices an. In der Realität sind diese allerdings nach wie vor oft durch eine unzureichende Nutzerfreundlichkeit gekennzeichnet. Das hat laut Erhebungen des Fraunhofer Instituts dazu geführt, dass die digitale Behördenkommunikation von 2015 im Vergleich zu 2017 sogar leicht rückläufig war. Im Zuge all der Initiativen auf Bundes- und Länderebene ist dies ein alarmierendes Zeichen.
Digitalisierung in den Kommunen
Auch in und für die Kommunen wird die Digitalisierung immer wichtiger. Städte und Gemeinden stehen daher vor zahlreichen Herausforderungen. Sie müssen eine eigene Webseite betreiben, die in Suchmaschinen auffindbar und zudem benutzerfreundlich ist. Die angebotenen Services müssen einen Nutzen für Bürgerinnen und Bürger haben. Online abgefragte Informationen müssen verbindlich sein und den aktuellen Stand der Bearbeitung verlässlich wiedergeben. Erst wenn diese Rahmenbedingungen gegeben sind, machen digitale Angebote Sinn.
Aus einem Bericht der Bundesregierung zum genannten Digitalisierungsindex 2019 geht hervor, dass sich die digitale Infrastruktur und die private Nutzung des Internets bundesweit grundsätzlich angleichen. Allerdings beschreibt der Index auch, dass noch immer große Unterschiede auf der Ebene des E-Governments bestehen. Während es etwa bei einem Drittel der Kommunen möglich ist, einen Gewerbeschein online zu beantragen, können Bürgerinnen und Bürger dies nur in rund 10 Prozent der Kommunen bei einer Baugenehmigung machen. Hier besteht dringender Nachholbedarf bei der Angleichung digitaler Bürgerservices. Besteht doch ein enormes Potenzial an Kostenersparnis für Bürger und Kommunen.
Wirtschaft und Forschung profitieren
Um die Digitalisierung nach vorne zu bringen und digitale Bürgerservices anbieten zu können, sind Investitionen in Forschung und Wirtschaft nötig. Deutschland tätigt diese Investitionen. Das äußert sich zum Beispiel an den Zahlen der Studenten, die IT-bezogene Fächer studieren. Auch die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im Bereich der IT und auch deren Bezahlung zeichnen ein positives Bild. Seit 2017 hat sich zudem die Förderung für Forschung im Digitalbereich mehr als verdreifacht. Gewinner auf Länderebene sind Berlin und Sachsen. Diese beiden Länder führen ebenfalls den Gesamtindexwert an.
Fazit
Deutschland ist auf einem guten Weg, was digitale Bürgerservices angeht. Bis allerdings jeder Bürger in jedem Bundesland jeden Service digital nutzen kann, wird noch einige Zeit ins Land gehen.
Wie setzt sich der Deutschland-Index der Digitalisierung zusammen?
• 25% Infrastrukturindex
• 20% Index Digitales Leben
• 20% Index Wirtschaft und Forschung
• 10% Index Bürgerservices
• 25% Index Digitale Kommune