Autos lenken, Krankheiten erkennen, Muster in unsortierten Daten entdecken – die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) sind riesig. Doch sind wir vom flächendeckenden Einsatz entsprechender KI-Techniken noch weit entfernt. Eine IDC Studie beleuchtet jetzt, welche Hürden die Künstliche Intelligenz insbesondere im Unternehmenskontext noch meistern muss.
Die International Data Corporation (IDC) hat eine Studie zum Thema KI in Auftrag gegeben und dabei 305 Unternehmen befragt. Ziel der Studie war es herauszufinden, wie deutsche Unternehmen Künstliche Intelligenz nutzen oder nutzen wollen. Dabei zeigt sich: Das Interesse am Einsatz von KI-Techniken ist groß. So gaben 88 Prozent der befragten Unternehmen an, innerhalb des nächsten Jahres ein neues KI-Projekt umzusetzen. Hauptziele sind dabei die Prozessoptimierung in der IT, die Marketing- und Sales-Automatisierung sowie die Optimierung des Personaleinsatzes.
Der Studie zufolge ist die Aufmerksamkeit für KI in allen Branchen und Wirtschaftszweigen vorhanden. Im Einsatz ist die Künstliche Intelligenz allerdings nicht in allen Branchen gleichermaßen. Als Pioniere sind hier Versorger, Telekommunikationsanbieter und Finanzdienstleister zu nennen. Die geringste Nutzung zeigen die öffentliche Verwaltung und Unternehmen im Dienstleistungssektor.
Plattformen und Services für KI sind heute bereits am Markt zu haben. Für viele Unternehmen (60 Prozent der Befragten) stellen KI-Services aus der Cloud die bevorzugte Form der Bereitstellung dar. Unternehmen setzen die KI anschließend am häufigsten zur Text- und zur Spracherkennung ein. Weitere Anwendungsszenarien sind die Erkennung und Klassifizierung von Bildern, überwachtes Lernen und die Extraktion von Wissen.
Fachkräfte fehlen
Ein Kernproblem bei der Nutzung von KI geht aus der Studie deutlich hervor: Damit die Technologie im Unternehmenseinsatz funktionieren kann, ist der Input des Menschen nötig. Denn KI-Systeme müssen trainiert werden. Allerdings fehlen vielen Unternehmen hierfür die benötigten Experten. 38 Prozent der Unternehmen gaben in der IDC-Studie an, dass ihnen KI-Fachkräfte fehlen.
Der Mangel an qualifiziertem Personal ist den befragten Unternehmen zufolge derzeit die größte Hürde für eine flächendeckende Verbreitung von KI-Techniken. Zudem halten nicht wenige der Befragten sowohl aus den IT-Abteilungen als auch in Fachbereiche die derzeit verfügbaren KI-Instrumente noch für zu wenig ausgereift.
Weitere Blocker sind Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Zudem sind für viele Unternehmen Auswirkungen auf Governance und Regularien zu intransparent.
Enge Zusammenarbeit von IT-Abteilung und Fachbereich ist wichtig
Künstliche Intelligenz wird oft als Thema für die IT-Abteilung gesehen. In der Realität treiben allerdings der Fachbereich und die IT-Abteilung gemeinsam KI-Projekte voran. Denn für die meisten Unternehmen steht klar der Nutzen für das Business im Fokus. Und Projekte sind genau dann erfolgreich, wenn die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit gut funktioniert. Genau aus diesem Grund sind der Studie zufolge inzwischen in einem Drittel der Unternehmen spezielle Innovationslabs etabliert. Dort wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit praktiziert.
Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass deutsche Unternehmen inzwischen zunehmend die Initiative im Hinblick auf KI ergreifen. Das ist wichtig, um zu anderen Ländern aufzuschließen. Denn andere westeuropäische Länder wie Großbritannien oder die skandinavischen Länder sind im Hinblick auf KI bereits deutlich weiter. Die Prognose für die Entwicklung in Deutschland ist allerdings positiv. Denn das jährliche KI-Wachstum in Deutschland liegt mit 57 Prozent deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt von 49 Prozent.
Fazit
Künstliche Intelligenz in Unternehmen hat enorme Potenziale. Allerdings zweifeln viele Unternehmen nach wie vor an ihrer Reife. Hier macht es Sinn, Science-Fiction-Vorstellungen gegen Realismus einzutauschen und einen umsetzungsorientierten Blick auf die Technologie zu werfen. Dann sind erfolgsversprechende KI-Projekte möglich. Und die Anwendung kann weit über Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung hinausgehen. Denn das sind die heutigen Ziele der Unternehmen. Disruption und echte Innovationen stehen IDC zufolge (noch) nicht im Fokus.